Betreiberkonzept in Grundzügen erläutert

 

Je näher die Eröffnung des Bilderschlosses rückt, desto vehementer steigt das Interesse an den Details. So waren zum Vortrag am 9. Februar 37 Besucherinnen und Besucher gekommen, um der Kulturstadträtin Juliane Witt (Linke) bei der Vorstellung erster Überlegungen zum künftigen Betreiberkonzept zu folgen.

Frau Witt hielt einen sehr engagierten, leidenschaftlichen Vortrag. Sie erinnerte eingangs an die Schwierigkeiten, die sich mit der Entkernung und der Feststellung der hinfälligen Bausubstanz ergeben hatten. Dadurch seien Zeitverzüge, aber auch zusätzliche Finanzaufwendungen entstanden. Beides konnte bereinigt werden: die Bauabläufe wurden beschleunigt, der Bezirk hat 1,5 Millionen Euro zusätzlich in den Haushalt eingestellt. Frau Witt dankte ausdrücklich den Bauüberwachern und Handwerkern für ihr ehrgeiziges Werken. Sie legte sich auf die künftigen Ecktermine fest:

  • Am 31.7.2015 wird der Innenausbau des wiederaufgebauten Schlosses fertig.
  • Am 31.7.2016 wird die komplette Außenhaut des Schlosses fertig sowie der renovierte Schlosspark. Das Bilderschloss Biesdorf wird dann Anfang 2017 zur IGA 2017 offiziell eröffnet.

Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf wird dem künftigen Betreiber ein Konzept, eine Liste von wichtigen Themen und Aufgaben, vorgeben. Die detaillierte Umsetzung erledigt der Betreiber selbst. Nach jetzigem Stand wird die Grün Berlin GmbH das Bilderschloss betreiben. Gerade in den letzten Jahren ist es der Gesellschaft gelungen, die Besucherzahl in den Gärten der Welt erheblich zu steigern. Die touristischen Erfahrungen dürften auch dem Bilderschloss zu Gute kommen. Und das insbesondere in der IGA-Zeit. Nach unseren Überlegungen muss das Bilderschloss pro Jahr 30.000 bis 40.000 Besucher generieren, um wirtschaftlich gesund zu sein. Weniger Erfahrung hat die Grün Berlin mit bildender Kunst. Hier muss sie eine/n gute/n, erfahrene/n Kurator_in finden, der/die diese Seite des Geschäftes auffängt.

Kulturstadträtin Juliane Witt kam dann zu den konzeptionellen Ansprüchen. Das Bilderschloss soll ein hochqualitatives Aushängeschild für unseren Bezirk und für Biesdorf speziell werden. In ihm werden bildende Kunst, Literatur und Lesungen, Musik und Tanz sowie Seminare und Diskussionen der verschiedensten Inhalte zu erleben sein. Obwohl im Fokus zunächst Kunst aus dem Archiv in Beeskow stehen wird, soll das Schloss, so die Kulturstadträtin, ein Haus im Heutigen sein. Dafür werden drei Säle, ein Galeriecafé und Arbeitsräume im Souterrain zur Verfügung stehen. Flankierend sollen kulturelle Bildung vor allem für Schulen und Kitas sowie gartenkulturelle Angebote unterbreitet werden.

Juliane Witt sagte sehr deutlich, dass das Bilderschloss auch Platz haben wird für die Menschen vor Ort: lokale Kultur und lokale Veranstaltungen werden auch künftig hier stattfinden. Aber, und da legte sie sich fest, werde das Schloss kein soziales Stadtteilzentrum mehr sein. Dafür stehe nach wie vor das gelbe Haus in Alt-Biesdorf 15 zur Verfügung.

In der anschließenden Diskussion kamen einige sehr gewichtige Aspekte zur Sprache. So fragten mehrere Menschen nach Möglichkeiten der Nutzung des Schlosses für die Bevölkerung. So möchte etwa der Zeichenzirkel, der im alten Schloss ansässig war, zurückkehren. Auch Vereine und andere Zusammenschlüsse können sich eine Nutzung vorstellen. Hier mochte sich Frau Witt nicht festlegen. Aber sie unterstrich, dass ihre Verwaltung sehr wohl darauf achten wird, dass der Betreiber diese lokalen Forderungen berücksichtigt. Selbstverständlich möchten auch wir als Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V. in „unserem“ Schloss präsent sein. Ein weiterer Punkt der Diskussion war, welche Künstler denn über das Archiv Beeskow hinaus im Bilderschloss in Ausstellungen vertreten sein sollten. Erinnert wurde an Otto Nagel, der in Biesdorf seine letzten Jahre verbrachte und hier gewürdigt werden müsste. Künstler, die zwischen Biesdorf und dem Oderbruch lebten, so ein anderer Diskutant, sollten zu diesem Kreis gehören. Eine Lehrerin aus der Johann-Strauss-Schule möchte ihren Schülerinnen und Schülern Schloss und Schlosspark nahe bringen und freut sich auf die baldige Fertigstellung. Ein Herr vermisste Parkplätze. Ihm konnte geholfen werden: am Theater am Park sind neue Stellplätze am Entstehen. Als Manko wurde angesehen, dass man beim Vorbeifahren das Schloss nicht sieht. Hier könnten grafische Eyecatcher helfen – aufmerksamkeitsfördernde Werbetafeln.

Der Abend verging im Fluge. Nach zwei Stunden waren viele Fragen angesprochen worden. Wohl alle waren der Überzeugung, dass das Betreiberkonzept weiter reifen und dass es eine gewinnbringende Kooperation geben wird. Zum Tag des offenen Denkmals am 13. September wird das Schloss seine Pforten zu einem Schnupperbesuch öffnen.

Und Frau Witt freut sich auf die ersten Bilder aus Beeskow, denn sie hat schon ein Lieblingsbild ausgemacht:

 

Hartmut Staake, Schönes Wochenende, 1981 (2)

Hartmut Staake, Schönes Wochenende (1981)

 

(Axel Matthies)

vom: 14.02.2015