Die Schlossdirektorin ist da – erste Konzepte auch

 

Nun war der Augenblick gekommen: die Schlossdirektorin stellt sich vor und teilt ihre Konzepte mit – so geschehen am 23. Juni 2016. Sie heißt Katja Aßmann, ist 45 Jahre alt und von der Ausbildung her Architektin und Kunsthistorikerin. Sie hat in Bochum studiert und stammt aus einer Gegend, wo gutes Bier gebraut wird.

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Direktorin Katja Aßmann

 

Das Wetter an diesem Vormittag war ausgezeichnet: die Sonne schien bei blauestem Himmel, alle strahlten und erwarteten Großes. Hatte es doch einige Monate gedauert, bis die Betreiberin Grün Berlin GmbH sich der Öffentlichkeit endlich in einem Pressegespräch stellte.

Schloss Biesdorf ist eng mit den Menschen verbunden

Kulturstadträtin Juliane Witt erinnerte in ihrem Eingangsstatement kurz an die Geschichte des Schlosses, nannte vor allem die Familie Siemens. Aber das Schloss sei durch die Jahrzehnte gemeinnütziger Betreibung auch stark an die Menschen im Ortsteil Biesdorf und des gesamten Bezirkes gebunden. Diese Verbundenheit müsse erhalten bleiben. Frau Witt erinnerte an den Beitrag unseres Vereins zur Wiedererrichtung und nannte die Namen der beiden langjährigen Vorsitzenden Dr. Günter Peters und Dr. Heinrich Niemann.  Sie erwarte ein offenes Kunst- und Kulturzentrum, das über den Bezirk hinaus Zeichen setzen soll. Dies sollte mit der IGA 2017 als Katalysator auch gelingen.

Bilderschloss als Schnittstelle zwischen Kunst und Landschaft

Grün-Geschäftsführer Christoph Schmidt erläuterte kurz, warum der Landesbetrieb Schloss Biesdorf übernommen habe: „Wir tragen Verantwortung für öffentliche Räume. Schloss Biesdorf soll Profil erhalten durch die Schnittstelle Kunst und Landschaft.“

Dann kam der eloquente Auftritt der Direktorin Katja Aßmann. Auch sie richtete eingangs Worte des Dankes an unseren Verein. Für sie sei Auftragskunst nichts Ungewöhnliches. Es habe immer Auftragskunst gegeben und sei so bis in unsere Tage. Sie wolle über Kunstwerke keine politischen Diskurse führen, sondern sie als  Kunstwerke behandeln. Die erste Ausstellung, die zum Start am 9. September bereit steht, werde „Auftrag Landschaft“ heißen. Sie wird von der Kunstwissenschaftlerin Dr. Angelika Weißbach kuratiert, die intensive Kenntnis von Kunst aus der DDR hat und gegenwärtig in Beeskow beschäftigt ist. Wie zu hören war, wird die Startausstellung sehr übersichtlich sein und mit aktuellen Arbeiten von jüngeren Künstlern ergänzt werden. Neben dem aktuellen Kunstbetrieb, Frau Aßmann sprach von zwei Ausstellungen jährlich, solle Schloss Biesdorf als „Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum“ ein Ort der Reflexion sein, in dem Gespräche, Lesungen, Konzerte, Konferenzen stattfinden werden. Dabei werde Grün Berlin mit anderen kooperieren. Unser Verein wird sich mit dem neuen Format „Biesdorfer Begegnungen“ und den bewährten VHS-Vorträgen am Programm beteiligen.

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Kandidat für die Eröffnungsausstellung? Wolfgang Mattheuer, An der Unstrut (1963)

 

Frau Aßmann hat sich bisher insbesondere bei der Gestaltung von Stadtraumlandschaften einen Namen gemacht. So war sie Bereichsleiterin Kunst und Kultur der Internationalen Bauausstellung Emscher Park. Später wurde sie von der Kulturhauptstadt Europas Ruhr.2010 zur Projektleiterin berufen, wo sie schwerpunktmäßig die Projekte im Bereich der Architektur, des Städtebaus und der Bildenden Kunst entwickelte und realisierte. Zuletzt entwickelte sie verantwortlich das künstlerische Programm für die IGA 2017 in Marzahn-Hellersdorf. Nun wurde sie von der Grün Berlin zur Schlossdirektorin ernannt.

Großes Interesse für betriebswirtschaftliche Daten

In der abschließenden Fragerunde standen betriebswirtschaftliche Fragen im Mittelpunkt. So erklärte Frau Witt, dass der Bezirk dem Schloss jährlich eine Summe von 400.000 € zur Verfügung stelle. Diese Summe reicht aber nicht aus, um Betriebs- und Personalkosten komplett einzuspielen. Geschäftsführer Schmidt peilt deshalb eine jährliche Besucherzahl von 50.000 bis 60.000 an. Auf Nachfrage machte er deutlich, dass jeder Besuch grundsätzlich frei sei. Man kann das Eingangsfoyer, den Shop und das Café betreten. Der Besuch der Galerieräume allerdings wird zwischen vier und fünf Euro kosten. Nach der IGA soll das Schloss auch Bestandteil der Grün-Jahreskarte werden.

Dann stellten sich die Protagonisten bei einem Rundgang den Fotografen. Frau Prof. Mara Pinardi erklärte den interessierten Journalisten die wichtigsten Details der Sanierung und Wiedererrichtung des Obergeschosses. Die neue Direktorin war enorm beeindruckt von Oktagon und Laterne – der perfekten Beleuchtung des Hauses vor der Erfindung des elektrischen Stromes.

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Frau Witt, Herr Schmidt, Frau Aßmann (v.l.)

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Frau Prof. Pinardi und Frau Aßmann im Oktagon

 

In Einzelgesprächen klang der Vormittag aus. Das Konzept ist verständlich und muss nun lebendige Formen annehmen. Ein Journalistenkollege schrieb in seiner Zeitung über die von ihm erkannten Gefühle der Direktorin Katja Aßmann: „Eine runderneuerte Villa wird Kulturzentrum – mit mir als Boss. Wie geil ist das denn?“ Wir wollen ergänzen: da liegt harte Arbeit vor ihr – viel Erfolg!

Der rbb brachte in der Abendschau einen, leider nicht ganz fehlerfreien, Beitrag (nicht mehr in der Mediathek). Dafür fanden wir einen Beitrag auf tv Berlin sowie  Folge 1 und Folge 2. Weitere Printberichte finden Sie auf unserer Homepage Verein/Wir in den Medien.

 

 

(Axel Matthies)

vom: 25.06.2016