Schloss Biesdorf im 150. Jahr seines Bestehens. Bilanz und Perspektiven aus bürgerschaftlicher Sicht

 Vortrag von Dr. Heinrich Niemann in der gemeinsamen Reihe mit der Volkshochschule Marzahn-Hellersdorf am 11.1.2018

 

Am Beginn des Jahres 2018, in dem das Schloss Biesdorf 150 Jahre alt wird, möchte ich mit meinem Vortrag versuchen, die geschichtliche Bedeutung dieses Denkmalensembles am östlichen Stadtrand  von Berlin herauszuarbeiten oder anders gesagt, der Frage nachgehen, welche guten Gründe gibt es wirklich, diesen Ort auch als interessanten Ort der Geschichte zu besuchen? Was daraus ist wichtig und interessant und verdient wirklich die Beachtung, die wir gerne uns wünschten.

Nach seinem vollendeten Wiederaufbau vor eineinhalb Jahren soll das Schloss Biesdorf ein auch touristisch attraktiver neuer Ort der Kunst mit der Einrichtung einer Galerie werden – so will es nicht nur der Förderbescheid  der Geldgeber für den so erfreulichen Wiederaufbau. Das ist auch eine richtige und angemessene Aufgabe.

Ein Ort der Geschichte ist es zweifellos.

Und ein Ort der Begegnung möglichst vieler Menschen soll es (wieder) werden. Das meint unser Verein jedenfalls auch mit seiner diesjährigen Karte zum Neuen Jahr.

Karte2018c (640x308)

 

Eigentums- und Nutzungsverhältnisse

Zwei geschichtliche Besonderheiten gibt es schon auf den ersten Blick:

Es sind die vielschichtigen Eigentums- und Nutzungsverhältnisse in diesen 150 Jahren.

Mehr als 50 Jahre privater (Wohn)Nutzung im Besitz von drei Familien (von Rüxleben, von Bültzingslöwen, Werner und Wilhelm von Siemens) folgen nach einer Zwischenzeit seit 1927 bislang über 90 Jahre öffentliches Eigentum und öffentliche Nutzung im Besitz der Stadt Berlin, des jeweiligen Stadtbezirks (Lichtenberg, dann Marzahn, seit 2001 Marzahn-Hellersdorf).

Das Rittergut Biesdorf  war offenbar Anfang des 19. Jhd. kein besonders ertragreicher Ort. Sechs Mal wechselten allein in den dreißig Jahren von 1823 bis 1853 die Besitzer, ehe dann die Familie von Rüxleben das Rittergut für 31 Jahre übernahm.

Gutshof Biesdorf Ende 19. Jh.

 

Die weiteren Daten sind bekannt:

1862 wird das Rittergut vom Vater Bruno Freiherr von Rüxleben  vererbt an Sohn Hans Herrmann, der im Mai 1868 zur Hochzeit mit Anna Pauline Griebenow die neuerbaute Turmvilla „Schloss“ Biesdorf erhält, die noch 16 Jahre in deren Besitz blieb.

Dem Verkauf 1884 an Baron Günther von Bültzingslöwen folgte schon 1887 der Erwerb durch Werner von Siemens.

1889 übergibt dieser an seinen zweitgeborenen Sohn Wilhelm von Siemens. So waren das Schloss und das Rittergut bis zum Verkauf 1927 formal 40 Jahre im Siemensbesitz. Wenn man den Tod Wilhelm von Siemens als faktisches Ende einer Nutzung durch die Familie betrachtet, waren es immerhin noch etwa 32 Jahre.

Wilhelm Elly Terrasse 1900er

 

Nachdem zum Ende des 1. Weltkrieges schon Einquartierungen erfolgten, das Schloss vom Preußischen Staat gepachtet wurde, erfolgte nach längeren Verhandlungen 1927 der Kauf durch die Stadt Berlin.

Die seitdem vergangenen 90 Jahre öffentlicher Nutzung teilen sich auf in wenige Jahre der Weimarer Republik, die 12 Jahre der NS-Zeit mit dem Ergebnis der Brandzerstörung des Schlosses im April 1945. Nach einer Zwischenzeit als Friedhof der Sowjetarmee folgten etwa 35 Jahre in der DDR und seit der Vereinigung 1990 die 23 Jahre bis zum Beginn des Wiederaufbaus im Jahre 2013.

Das als herrschaftliches Wohngebäude errichtete Schloss Biesdorf wurde also die weitaus längste Zeit für Verwaltungs- und öffentliche Zwecke genutzt.

 

Die historische Bedeutung des Ensembles von Schloss und Park Biesdorf – Eine Annäherung in 12 Punkten und einem Schlussgedanken

 

  1. Das Bauwerk und Denkmalensemble ist eines der in Berlin nicht sehr zahlreichen noch bestehenden herrschaftlichen Häuser und Anlagen.

„Es gibt in Berlin etwa zwei Dutzend Schlösser, Herrenhäuser und Palais.

Das ist nicht viel für eine Stadt, die seit dem Jahr 1701 Hauptstadt von Preußen war…Nur wenige herrschaftliche Häuser überlebten den 2. Weltkrieg….

…Schloss Biesdorf, lange Jahre Wohnsitz der Familie von Siemens, wurde aufwendig restauriert.“ heißt es in einem 2016 erschienenen Buch „Berlins Grüne Orte“

( Berlins Grüne Orte, Verlag Runze&Casper Werbeagentur GmbH, Berlin 2016. S.68 f)

Die in diesem Buch genannten Bauwerke sind: Im Zentrum Berlins das Stadtschloss, Monbijou, Schloss Charlottenburg und Park, Schloss Bellevue, Altes Palais, Ephraimpalais, Kronprinzenpalais, Prinzessinnenpalais Kommandantenhaus, Palais am Festungsgraben, Schloss Schönhausen.

Am Stadtrand: Jagdschloss Grunewald, Schloss auf der Pfaueninsel, Schloss Glienecke, Schloss Köpenick, Schloss Biesdorf

 

  1. Das von Heino Schmieden 1868 errichtete Gebäude nach italienischem Vorbild ist ein schönes und in Berlin seltenes Beispiel einer herrschaftlichen Turmvilla im spätklassizistischen Stil.

 Durch den Wiederaufbau kommt seine harmonische und klar komponierte äußere Gestalt wieder voll zur Geltung. Der aus der Bauzeit erhaltene besonders feste rosafarbene Romanzementputz ist von besonderem Denkmalwert. Es ist am herausgehobenen Standort am südlichen Rande der Barnimhochfläche weit sichtbar gelegen und dominiert das historische Biesdorf mit seiner Dorfkirche.

Im östlichen Raum Berlins sind vergleichbare Gebäude selten.

Das jetzige Gebäude entspricht dem Stand um 1900 nach den baulichen Änderungen durch Wilhelm von Siemens (Architekt Th. Astfalck).

Balkon an der Südfront 1907

 

Das Ensemble steht seit 1979 unter Denkmalschutz.

 

  1. Der Architekt des Schlosses Biesdorf Johann Heino Schmieden (1835-1913) gehört zu den bedeutendsten und produktivsten Berliner Architekten von internationalem Rang in der 2. Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er wurde mit dem Wiederaufbau des Schlosses Biesdorf für Berlin wiederentdeckt.

 In der Sozietät mit dem älteren Martin Gropius (1813 -1880) von 1866 bis 1880 wurden bedeutende Bauten realisiert. Nach Gropius frühem Tod setzte Schmieden mit anderen Partnern dieses Werk fort. Das Kunstgewerbemuseum – der heutige Martin-Gropius-Bau-, das alte Gewandhaus in Leipzig, das Krankenhaus Friedrichshain sind nur wenige markante Bauwerke. Mit Krankenhausbauten wurde Schmieden international bekannt.

Schloss Biesdorf ist das älteste Bauwerk von Schmieden im heutigen Berlin.

Schmieden war leitend tätig in Architektenvereinigungen, Mitglied der Preußischen Bauakademie und Akademie der Künste, Mitbegründer der URANIA, an der Seite Virchows maßgeblich  an der Tuberkulosebekämpfung beteiligt.

Durch den Verein „Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf“ und BALL e.V. sowie die wissenschaftliche Arbeit und das Buch von Dr. Oleg Peters „Heino Schmieden, Leben und Werk des Architekten und Baumeisters 1836- 1913“ wurde diese Persönlichkeit gleichsam wiederentdeckt.

Mit den Nachkommen von Heino Schmieden (seine Urenkel) besteht eine – so selten mögliche – lebendige Verbindung zu Biesdorf und unseren Verein. Das Porträt Schmiedens ist ein Geschenk der Familie und ist als Leihgabe im Schloss zu sehen.

P1040696

 

Im Mai 2018 wird der große Saal zur Würdigung des Architekten als Heino-Schmieden-Saal benannt. Diese Ehrung bedeutet für die bauhistorische Berliner Fachwelt auch einen gewissen Akt historischer Gerechtigkeit in Bezug auf den Martin-Gropius-Bau, der nicht nur von Schmieden mit entworfen, sondern von ihm nach Gropius Tod zu Ende geführt wurde.

 

  1. Der von Albert Brodersen in den 90er Jahren des 19. Jhd. gestaltete, auf 14 ha erweiterte Schlosspark folgt dem Lennéschen Modell eines klassischen Landschaftsparks in seltener stilistischer Reinheit.

 Die seit Ende der 1920er Jahre begonnenen und seit den 1950er Jahren hinzugekommenen Elemente und Einbauten im Sinne eines öffentlichen Volksparks wurden seit 1984 mit der Rückbesinnung auf die Brodersensche Planung teilweise rückgebaut bzw. fügen sich wie die Parkbühne sinnvoll und zweckmäßig ein.

 

  1. Albert Brodersen (1857 – 1930 ) war von 1910 bis 1925 der dritte Gartenbaudirektor Berlins und hat in einer Zeit des Übergangs zur reformorientierter Gartenarchitektur die Entwicklung des öffentlichen, für die Bürger zugänglichen Grüns maßgeblich gefördert.

 Die Neugestaltung des Botanischen Gartens, Viktoriapark, Kleistpark, Märchenbrunnen, Volkspark Rehberge, Park an der Liebermannvilla sind Beispiele. Mit der Benennung der Lindenallee im Schlosspark Biesdorf auf Initiative des Vereins in Albert-Brodersen-Allee im Jahre 2007 erhielt er eine angemessene Ehrung.

Parasol

 „Die Zeit … ist reif, sich mit seinem Lebenswerk auseinanderzusetzen, es vertieft zu ergründen, was an Erbe noch da ist, …wie in Biesdorf – durch gezielte Inwertsetzung zu erhalten und neuerlich zu beleben.“

Dr. Klaus Henning von Krosigk,  2007

 

  1. Die privaten Besitzer und Bewohner des Schlosses Biesdorf sind repräsentative Beispiele für die Beziehungen und Verflechtungen und des Wirkens adliger Familien und des Bürgertums in Preußen und Berlin des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

 Hans Hermann von Rüxleben  (1841 – 1895) war nicht nur Rittergutsbesitzer. Er wurde 1872 in den Kreistag Niederbarnim gewählt und war Amtsvorsteher des Amtsbezirks Biesdorf von 1874 bis 1884. Bemerkenswert ist die Rolle des Vaters der Anna Pauline Griebenow, die mit Rüxleben verheiratet wurde.

Christian Wilhelm Griebenow (1784 -1865), aus dessen Vermögen seine Witwe die Finanzierung des Schlosses gespeist hat, hatte sich in den Befreiungskriegen 1812/13 (Ehrenbürger Kolbergs) und bei der urbanen Entwicklung Berlins als Grundstückshändler einen Namen gemacht. Noch heute ist eine Straße im Bezirk Berlin-Mitte nach ihm benannt.

Günther von Bültzingslöwen (1839 – 1889) war nicht nur als Kaufmann (Kaffee, Zuckerrohr) auf Java tätig. Er war dort Konsul des Norddeutschen Bundes bzw. des Deutschen Reiches.

Im  Krieg 1870/71 fällt sein jüngster Bruder. Bültzingslöwen schließt sich dem französischen Roten Kreuz an. An seine humanitäre Rolle im Dienste des holländischen Roten Kreuzes während des 2. Atjehkrieges – ein Kolonialkrieg – zur Jahreswende 1873/74 wird noch heute erinnert.

Die Künstlerin Paula Modersohn-Becker ist eine Nichte.

Ohne von Bültzinglöwen, dem der befreundete Werner Siemens ein Darlehen gewährt hatte, wäre der Erwerb des Schlosses durch Werner von Siemens nicht zu Stande gekommen.

 

  1. Siemens und Biesdorf

Neben den hier als bekannt vorauszusetzenden allgemeinen Daten über die Familie Siemens war ihr Wirken auch für die Gemeinde Biesdorf fruchtbar.

 Wilhelm von Siemens und seine Frau Elly gestalteten seit 1889 nicht nur Schloss und Park neu und brachten es auf ein zeitgemäßes technisches Niveau und bewirtschafteten das Rittergut.

Sie bewohnten viele Jahre das Anwesen und machten es zu einem Treff gesellschaftlichen Lebens (Gesellschaftsabende, Jagden).

Kostümfest 1907

 

Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Biesdorf verlief zum gegenseitigen Vorteil. Siemens förderte öffentliche und Gemeinwohlprojekte für Biesdorf.

Die drehbare Luftschiffhalle in Biesenhorst (Karlshorst/ Biesdorf, 1909) war eine technische Innovation ersten Ranges. Auch haben technische Experimente im Park und vom Schloss(turm) aus stattgefunden, wozu noch weitere Forschungen laufen.

 

  1. In der Zeit der Weimarer Republik wird das Schicksal des Schlossensembles nach dem Tod von Wilhelm von Siemens (1919) und dem nachlassenden Interesse der Siemensfamilie stark vom Interesse der Stadt Berlin am Erwerb von Bauland für die Stadterweiterung und des Parks für die Versorgung mit öffentlichem Grün bestimmt.

Diese Jahre haben dem Schloss baulich kaum gut getan. Das leider nicht bekannte Siemenssche Interieur und Inventar ist mit großer Wahrscheinlichkeit schon in diesen Jahren  verloren gegangen.

Die Umstände des Verkaufs bzw. Erwerbs des Biesdorfer Gutes sind ein auch heute noch interessantes Beispiel für den Umgang der Stadt und privaten Eigentümern bei Grundstücksgeschäften. Der Kauf von 1927 zog auch einen langwierigen Untersuchungsausschuss nach sich.

Nach Ende des 1. Weltkriegs erfolgen im Schloss Einquartierungen mit Wohnungen und der Reichswehr. Später Nutzung als Polizeidienststelle, Ortsamtsstelle, nicht realisierter Plan eines Mütter-und Säuglingsheimes.

Der Schlosspark (nach damaliger Täglicher Rundschau „verwildert“) wird ab 1928 öffentlicher Volkspark und entsprechend ausgestaltet. Er ist die erste städtische Grünanlage im Gebiet des heutigen Bezirks Marzahn-Hellersdorf.

 

  1. Die zwölf Jahre intensiver Nutzung und des Missbrauchs des Schlossensembles in der NS-Zeit und die sinnlose Brandzerstörung einen Tag vor dem Erreichen dieses Teils von Berlin durch die Rote Armee waren eine Zeit der Unkultur. Nicht wenige Menschen sind ihr gefolgt. Die Opfer und die Ursachen dürfen nicht vergessen werden.

 Im Schloss, weiterhin Polizeistelle, wurden durch die Nazis der Ortsgruppensitz, die Meldestelle für HJ und Jungmädelbund und ein Amt für Volkswohlfahrt etabliert. Der Einbau eines Luftschutzkellers und andere bauliche Änderungen folgten.

Die NSDAP machte das bekannte Ensemble zu einem intensiven und propagandistisch wirksamen Ort für Veranstaltungen und Feste.

Im Krieg diente das Schloss als Sammelstelle für den Volkssturm, immer häufiger als Ort für Nothilfe und Notunterkünfte, Winterhilfswerk, Lazarett.

Von den Luftangriffen auf Biesdorf 1943 und 1944 verschont geblieben, wurden am 26. März 1945 bei Tieffliegerangriffen der Roten Armee auch Bereiche des Schlossparks und Gutes bombardiert.

  1. April 1945 Brandzerstörung, vermutlich Brandstiftung,
  2. April 1945 Die Rote Armee erreicht Biesdorf.

 

  1. Die Einrichtung eines Friedhofs der Roten Armee 1945/46 und des dafür provisorisch hergerichteten Schlosses (Trauersaal) sowie eine Ummauerung der Hälfte des Schlossparks haben auch dazu geführt, dass der alte Baumbestand des Parks erhalten blieb und das Schlossgebäude vor weiterer Zerstörung bewahrt wurde.

Von 1945/46 bis zur Umbettung zum Parkfriedhof Marzahn – Sowjetisches Ehrenmal – im Jahre 1958 bestanden in drei Bereichen des Schlossparks 462 Gräber sowjetischer Soldaten und Zivilangehöriger.

2018 sind 60 Jahre seit der Umbettung zum Parkfriedhof Marzahn vergangen

Eine Erinnerungstafel an geeignetem Ort wäre angemessen.

 

  1. Der gemeinsame Nenner der seit 1954 in der DDR, also dreieinhalb Jahrzehnte, ununterbrochenen und teils sehr intensiven Nutzung von Schloss und Park Biesdorf für die Bürgerinnen und Bürger durch den jeweiligen Stadtbezirk ist Kultur und Bildung im weiten Sinne. Für die DDR exemplarische Strukturen wie Jugendklub oder Kreiskulturhaus sowie die Ferienspiele und Arbeitsgemeinschaften für tausende Kinder waren aufgebaut.

In diesem langen Zeitraum entwickelte sich eine enge Beziehung vieler Bürger mit ihren Familien zum Schloss und Park, oft über die Lebensalter und Generationen hinweg.

Diese Besonderheit unterscheidet Biesdorf von anderen vergleichbaren Anlagen und muss bei jeder künftigen Nutzung beachtet und produktiv gemacht werden.

Im Falle des Schlosses und Parks in Biesdorf handelte es sich im  Unterschied zu den vielen anderen 1945 im Privatbesitz befindlichen Herrenhäusern schon um städtisches Eigentum (Stadtbezirk Lichtenberg), woraus sich eine klare Zuständigkeit für die weitere Nutzung  des Parks und  des Schlossgebäudes ergab.

Diese Stichworte erinnern an die Breite dieser Nutzung:

Bildhaueratelier (1954-58, E. Kobbert und Becker), erster Dorfklub,

Jugendklub, Freilichtbühne, Ferienspiele, Rassehundeausstellungen, Tischtennisplatz, Jugendschwimmbecken, Indianerspielplatz, Sandspielplatz, Verkehrsgarten, Bibliothek, Gaststätte, Jugendtanz, Disko, Arbeitsgemeinschaften, Kreiskulturhaus, Fernsehzimmer …

Ferienspiele

Plansche Schlosspark

 

Trotz sehr knapper baulicher Ressourcen wurde das Gebäude der Zeit gemäß bescheiden und sachgerecht instand gesetzt und auch baulich funktionsfähig gehalten. Es gab 1956 (NAW – Nationales Aufbauwerk) und später Pläne des Wiederaufbaus. Die Gefahr der Übernutzung wurde erkannt und das Ensemble 1979 unter Denkmalschutz gestellt.

Mit Blick auf die seit 1990 benötigten 25 Jahre, ehe das Schloss tatsächlich wieder aufgebaut werden konnte, ist ein Respekt vor diesen Leistungen durchaus eher angebracht als ein „Naserümpfen“.

 

  1. Nach der Vereinigung 1990 kam es zeitweilig zu einer Gefährdung des Bestandes als öffentliche Einrichtung. Die Entscheidung des Bezirks Marzahn von 1994, das Schloss Biesdorf einem Freien Träger, dem BALL e.V., zu übertragen, ermöglichte bis zum Beginn des Wiederaufbaus 2013 wiederum eine fast zwei Jahrzehnte währende breite soziokulturelle  Nutzung für die Bürger. Dadurch wurde das Gebäude auch vor dem weiteren baulichen Verfall bewahrt.

Versuche, das Schloss zu veräußern und ähnliche kommerzielle Ideen konnten verhindert werden. Der Betrieb als Stadtteilzentrum erwies sich auch als eine Voraussetzung, die Restaurierung und den späteren Wiederaufbau Schritt für Schritt umzusetzen.

Ball e.V. gehörte zu den Initiatoren der Bürgerinitiative von 1998 „Biesdorf braucht sein Schloss“ und der nachfolgenden Vereinsgründung 2001.

BALL e.V. – Leistungen des Stadtteilzentrums 1994 -2013:

  • 281 klassische Konzerte,
  • 116 historische Vorträge,
  • 155 literarische Lesungen,
  • in 167 Veranstaltungen präsentierten Bürger ihr interessantes Hobby,
  • 175 Puppentheater für unsere Kleinsten,
  • 153 Ausstellungen

 

F:1 I:S QT:2 MT:+133

Dazu ungezählte private Feiern.

Insgesamt nutzten mehr als 620.000 Bürger die Möglichkeiten des Hauses in Zirkeln und Kursen, ließen sich beraten oder brachten sich und ihre Ideen in die Stadtteilarbeit ein.

 

Resumee:

Der Wiederaufbau des Schlosses Biesdorf ist eine Erfolgsgeschichte von Bürgerengagement, Beharrlichkeit, politischem Willen und professioneller Ausführung.

Ohne den 2001 gegründeten Verein mit Dr. Günter Peters (1928 -2013), der die Rettung und den Wiederaufbau des Schlosses auf die politische Agenda des Bezirks Marzahn-Hellersdorf gesetzt hatte, ist das wiederaufgebaute Schloss nicht denkbar.

Günter-Peters

 

Als Bauherr hat der Verein mit der Sanierung des Erdgeschosses von 2002 bis 2007 die Machbarkeit gezeigt und mit den ersten Förderanträgen ab 2006 den weiteren Weg geebnet.

Eine bürgerschaftliche Initiative „Biesdorf braucht sein Schloss“, getragen vom Heimatverein, dem MHWK, BALL e.V. und engagierten Bürgern und ein Brief der Lehrerin Monika Berndt an den Bundespräsidenten Johannes Rau waren  Wegbereiter der  Vereinsgründung

Das alte neue Schloss Biesdorf jetzt als attraktiven Ort der Kunst zu entwickeln, der auf dieser reichen Geschichte fußt und für viel Bürger wichtig war und ist, ist mindestens eine ebenso große Herausforderung, wie es das Ringen um die bauliche Rettung war.

Meine politische Erfahrung bei der baulichen Rettung des Schlosses Biesdorf:

Ohne eine förderbare Aufgabe und klare Zielstellung keine Fördermittel, ohne Fördermittel keine Sanierung und kein Wiederaufbau, ohne Wiederaufbau Gefahr des nicht mehr heilbaren baulichen Verfalls.

Anders gesagt: Wenn diese umfangreichen Baumaßnahmen nicht hätten durchgeführt werden können, wäre mit großer Wahrscheinlichkeit dieses Bauwerk über kurz oder lang infolge seiner bis dahin auch verborgenen großen Schäden nicht mehr zu erhalten gewesen.

Bürgerschaftliches Engagement muss sich organisieren und mit Sachkunde agieren.

Mitwirkung und Einbeziehung der Bürger ersetzen nicht die Verantwortung des Eigentümers und der fachlich und rechtlich zuständigen Akteure des Bezirks und der Stadt (des Landes) Berlin, aber sie fordern sie heraus und unterstützen sie.

Dr. Günter Peters als Inspirator und Motor des Wiederaufbaus des Schlosses Biesdorf und Gründungsvorsitzender des Vereins „Stiftung OST-WEST-BEGEGNUNGSSTÄTTE Schloss Biesdorf e.V.“ würde am 11. August 2018 90 Jahre alt.

Wir sollten ihn angemessen würdigen.

 

Leicht bearbeitete Textfassung des mit Abbildungen ergänzten Vortrags vom 11. Januar 2018 im Schloss Biesdorf im Rahmen der gemeinsamen Vortragsreihe mit der Volkshochschule Marzahn-Hellersdorf

vom: 28.02.2018